Grabenlos durch die Straßenkappe

Schnell erneuert mit wenig Aufwand: In Schwentinental bei Kiel (hier in einer Ausfahrt eines Elektronikmarktes) wurden insgesamt neun Einbaugarnituren in kurzer Zeit ausgetauscht. | Fotos: B_I/Valdix

Rehabilitation von Einbaugarnituren in Schwentinental

 

Einen kleinen Saugbagger, ein paar Spezialwerkzeuge, etwas Verfüllmaterial und im Durchschnitt etwa zweieinhalb Stunden Zeit: Mehr benötigt man nicht für die Rehabilitation einer erdverlegten Einbaugarnitur nach dem noch jungen Verfahren der Kettler Utility Communication GmbH. In der Stadt Schwentinental (bei Kiel) konnten so neun schadhafte Einbaugarnituren an nur 1 ½ Tagen erneuert werden.

Von Boris Valdix

 

Zuverlässig betätigten die 20 bis 49 Jahre alten teleskopierbaren Einbaugarnituren Armaturen von Trinkwasserleitungen. Bei den regelmäßigen Schieberkontrollen durch die Stadtwerke Schwentinental wurden allerdings kürzlich Schäden festgestellt. „Durch Streusalzeintrag waren die Schiebergestänge stark korrodiert“, beschreibt Henning Jahn, Netzmeister bei den Stadtwerken, die Situation.

Geplant war ursprünglich der Austausch von elf Einbaugarnituren. Bei zweien war das jedoch nicht möglich, da es sich in den beiden Fällen um sogenannte Privathauptabsperrventile handelte, bei denen kein Standardmaterial vorgefunden wurde. „Wir haben die Maßnahme hier lieber beendet, da nicht sicherzustellen war, dass diese Ventile keinen größeren Schaden erleiden. Zudem konnte für diese sehr exotischen Ventile keine passende Koppelnuss bereitgestellt werden“, erläutert Jahn.

 

Ein kleines Loch reicht

Ein alter Schieber, bereits korrodiert und nicht mehr funktionstüchtig

Im Rahmen einer Netzspülung war die Stadt Schwentinental auf der Suche nach Schieberdrehmaschinen und wurde fündig bei der Firma Kettler, mit der sich die Kommune alsbald auch über das grabenlose Rehabilitationsverfahren austauschte. Dieses ermöglicht die Erneuerung oder Instandhaltung einer erdverlegten Einbaugarnitur direkt durch die Straßenkappe. Seit etwa vier Jahren bietet Kettler Utility Communication die Einbaugarnituren-Rehabilitation bundesweit an.

 

Im Vorfeld des Projekts stellt der Auftraggeber anhand eines Erhebungsbogens alle für die Baustelle relevanten Informationen zur Verfügung, insbesondere zu den erdverlegten Schiebern. In Schwentinental lagen die von den schadhaften Einbaugarnituren betätigten Armaturen etwas über einen Meter im Erdreich. Mit einer Saugvorrichtung wird nach dem Kettler-Verfahren das Erdreich zunächst durch die Straßenkappe abgesaugt, so dass bis zur unten liegenden Armatur ein Ringraum in der Breite der Straßenkappe

Eine neue teleskopierbare Kettler-Einbaugarnitur wird über die Straßenkappe eingebaut (rechts noch nicht zentriert).

entsteht. „Dann lösen wir die bestehende Einbaugarnitur mit einem Spezialwerkzeug und entfernen sie. Anschließend setzen wir eine neue Kuppelmuffe und bauen eine neue ‚KIT‘-Einbaugarnitur ein“, erklärt Patrick Rosenberger, Sales Manager bei Kettler, die simplen Arbeitsschritte. Der Ringraum wird abschließend mit Flüssigboden verfüllt. Rosenberger: „Das hat den Vorteil, dass der

 

Ringraum zu einer homogenen Fläche geschlossen und eine 100-prozentige Tragfestigkeit wiederhergestellt wird.“

Einer speziellen Ausbildung bedarf es für die Anwendung des Kettler-Verfahrens nicht. Dennoch wüssten die Kettler-Monteure als geprüfte Rohrnetzinspekteure ganz genau, was sie tun, versichert Patrick Rosenberger.

 

Geringer Aufwand spart Zeit

„Das Verfahren von Kettler geht äußerst schnell“, zeigt sich Netzmeister Henning Jahn begeistert. „Vorher war die Rehabilitation von Einbaugarnituren nur mit großem Aufwand möglich.“ Mit dem grabenlosen Verfahren kann dagegen

Mit Flüssigboden wird der abgesaugte Ringraum wieder verfüllt. Das Kunststoffohr schützt dabei die Einbaugarnitur.

auf großräumige Straßensperrungen verzichtet werden, der Verkehr wird nicht oder kaum beeinträchtigt. Baufahrzeuge sind überflüssig, da Aufbrucharbeiten und Oberflächenwiederherstellungen nicht erforderlich sind. Zudem müssen Gas und Trinkwasser nicht abgestellt werden.

 

Die Rehabilitation einer Einbaugarnitur dauert laut Kettler im Durchschnitt etwa zweieinhalb Stunden. Maßgebliche Faktoren dabei sind die Bodenverhältnisse, die Verlegetiefe, die Kappengröße sowie etwaige Hindernisse, die es zu beseitigen oder umgehen gilt. In Schwentinental mussten teils größere Steine zertrümmert und herausgeholt werden; zudem zogen kreuzende Stromkabel die kurze, aber volle Aufmerksamkeit der Arbeiter auf sich. Zum Teil mussten auch zum Schutz der Einbaugarnituren verlegte KG-Rohre entfernt werden. Insbesondere der feinsandige Boden sorgte dann aber doch für eine relativ zügige Erneuerung der Einbaugarnituren mit nicht einmal zwei Stunden pro Schieber. Letztlich benötigte Kettler nur 45 bis 90 Minuten pro Einbaugarnitur und war mit allen neun nach 1 ½ Tagen fertig (der Durchschnittswert liegt bei 3-4 Einbaugarnituren pro Tag). Angesetzt waren 2 ½ Tage. Bei der Erneuerung in offener Bauweise hätte das Ganze wesentlich länger gedauert.

An seine Grenzen stößt das Verfahren bei Armaturen mit Nennweiten größer als DN 300. „Dann werden die Verbindungselemente zwischen Armatur und Einbaugarnitur meistens so groß, dass man sie nicht ohne Weiteres aus der Straßenkappe entfernen kann“, so Rosenberger.

 

 

Großes Potenzial

Henning Jahn, Stadtwerke Schwentinental GmbH, und Patrick Rosenberger, Kettler Utility Communication GmbH, bei der Ansicht der Netzpläne

 

Die neuen Teleskop-Einbaugarnituren sollen nun mindestens 20 Jahre der Stadt Schwentinental treue Dienste leisten. „Das System der Kettler Utility ist in vielen Belangen unschlagbar. Nicht nur die kurze Verweildauer an den jeweiligen Schiebern und der geringe Platzbedarf, auch das Preis-/Leistungsverhältnis sowie die Erfolgsbilanz können sich sehen lassen“, schwärmt Jahn. „Auf jeden Fall möchten wir im nächsten Jahr wieder auf das Kettler-Verfahren zurückgreifen.“ Dann sollen voraussichtlich zehn weitere Einbaugarnituren grabenlos rehabilitiert werden.

Wenn es weiterhin gut läuft für Kettler mit dem Verfahren, sind auch Einsätze außerhalb Deutschlands wahrscheinlich. Doch zunächst gibt es hierzulande noch mehr als genug zu tun. Das Potenzial des Verfahrens sei sehr groß, betont Patrick Rosenberger: „Der Markt in dem Bereich ist riesig. Wir haben bundesweit rund 5.000 Versorger und hunderttausende oder sogar Millionen von Einbaugarnituren in den Rohrnetzen. Defekte Einbaugarnituren gibt es immer und die Versorger haben die Vorgabe, dass sie etwa ein bis zwei Prozent von ihnen im Jahr sanieren bzw. erneuern.“ Daher nutzte Kettler bei der Maßnahme in Schwentinental die Gelegenheit und lud Versorger aus der Nachbarschaft ein, die sich ebenfalls von dem Verfahren überzeugen konnten. Und diese signalisierten laut Rosenberger bereits Interesse, das Verfahren auszuprobieren.

 

erschienen in: BI_Umweltbau, Ausgabe 5/2019 (S.50-52)

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