Dem Rü­cken zu­lie­be

Arbeiten an Absperrarmaturen und Hydranten können zu Fehlhaltungen führen. Innovatives Werkzeug aus Carbon schont den Rücken, beweist der Mülheimer Wasserversorger RWW.

Wer schon einmaI eine Absperrarmatur oder einen Hydranten betätigt hat, weiß, wie anstrengend das sein kann. Eine ungünstige Arbeitshaltung erschwert solche Tätigkeiten zusätzlich, ist aber keine Seltenheit. So beugen sich viele Beschäftigte weit vor, während sie gleichzeitig den Oberkörper verdrehen. Eine Position, die zu den ungünstigsten Arbeitshaltungen gehört. Einer der Hauptgründe für derartige Fehlhaltungen rührt daher, dass erdeingebaute Armaturen in vielen Fällen mit einem einfachen, über Jahrzehnte unveränderten Betätigungsschlüssel auf- oder zugedreht werden.

Ungünstige Arbeitshaltung

Der Hydrantenschlüssel D, nach DIN 3223, ist zwar funktionsgerecht, lässt aber häufig aufgrund der baulichen Gegebenheiten keine ergonomische Arbeitsweise zu. Die Norm beschreibt einen starren Standardschlüssel, gefertigt aus StahI mit einer Höhe von 1,0 bis 1,10 m und einem Gewicht von rund 6 kg. Der Quergriff dieses Betätigungsschlüssels hat eine sehr geringe Auslage. Daher müssen Netzmonteure bei schwergängigen Armaturen deutlich mehr Kraft aufwenden, was eine erheblich höhere Belastung bedeutet.

Da die Beschäftigten dieser Belastung mitunter sehr häufig ausgesetzt sind, kommt es immer wieder zu arbeitsbedingten Rückenbeschwerden. Zudem werden auch Hand, Ellenbogen und Schulterbereich durch diese Tätigkeit in Mitleidenschaft gezogen. Die Folge sind Arbeitsausfälle oder eine verminderte Leistungsfähigkeit.

Prävention durch Carbon

Grund genug für die Rheinisch-Westfälische Wasserwerksgesellschaft (RWW), gezielt vorzubeugen. Denn das Unternehmen betätigt bei der lnspektion seines eigenen Rohrnetzes sowie bei Dienstleistungsaufträgen etwa 25.000 Armaturen pro Jahr. Die RWW stellt ihren Mitarbeitern deshalb seit Ende 2012 einen verbesserten und innovativen BetätigungsschlüsseI aus kohlefaserverstärktem Kunststoff (Carbon) zur Verfügung. Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung hat diesen Schlüssel nach HSM14018 mit dem Zertifikat ,,geprüfte Sicherheit“ ausgezeichnet.

Der Betätigungsschlüssel erfüllt mit seinen nur 2 kg alle ergonomischen Kriterien, um Armaturen und Hydranten Ieichter und damit auch effizienter betätigen zu können. Seine Höhe lässt sich entsprechend der Körpergröße einstellen, so dass Beschäftigte beim Anwenden aufrecht bleiben können. Ausziehbare Quergriffe bewirken ein erhöhtes Drehmoment. Dabei können Kräfte bis zu 400 Nm übertragen werden. Gegenüber dem herkömmlichen HydrantenschlüsseI aus Stahl ist der Betätigungsschlüssel aus Carbon nicht nur viel leichter, sondern auch wesentlich flexibler, was die ergonomischen Funktionen weiter verstärkt.

Der Schlüssel passt sich der Körperhaltung an und bietet somit eine höhere Standfestigkeit und effektivere Kraftübertragung. Gleichzeitig nimmt der Carbonschlüssel aber auch horizontale Kräfte auf, was zum einen den Drehvorgang unterstützt, zum anderen plötzlich aufkommende Torsionskräfte außergewöhnlich rückenschonend abfängt. Besonders diese Eigenschaften sind es, die sich auf das Wohlergehen der Beschäftigten positiv auswirken, Und das spüren diese prompt: So ist die Akzeptanz während einer Test-phase in der Belegschaft binnen kurzer Zeit schnell gestiegen. Darum setzt die RWW mittlerweile den Carbonschlüssel bei ihren Spezialtrupps standardmäßig ein.

Info

Fragen zum Hydrantenschlüssel aus Carbon beantwortet der Autor unter der E-Mail: stefan.froehlich(at)rwe.com.

Bei Fragen zu Einsatzmöglichkeiten des Carbonschlüssels im Gas- und Fernwärmeversorgungsnetz berät Manfred Giebner, Technischer Aufsichtsbeamter bei der BG ETEM: giebner.manfred(at)bgetem.de.

erschienen in: etem 03.2015

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